Miserikordias Domini, 18.04.2021

Von Pfarrerin Nora Rämer

Predigtgedanken zu Johannes 10,  11-16

Er kümmert sich
Vom rechten Hüten und Leiten.
Es gibt verführerische und prägende, menschlich-allzumenschliche Einteilungen in Gut und Böse, 
Wüsste man doch immer, wer wer ist und wohin gehört. All die Muster, die einen hier und die anderen dorthin zu sortieren, werden manchmal einfach umgedreht und durchbrochen.  
 Gott durchbricht die Einteilungen, Muster. Die Muster derer, die andere und damit, ja auch sich selber, weiden, einzäunen und einteilen.
Jesus selbst übernimmt das Hirtenamt, weil die amtierenden Hirten, sich mehr um sich selbst als um die Herde kümmern.  
Er versinnbildlicht das Bild vom guten Hirten, das seit weit mehr als 2500 Jahre lang ein Bild der Hoffnung auf gelingendes Leben ist, ein Bild von gelingender Gemeinschaft, ein Bild vom Behütet- und Gesegnetsein, von Gott, der als der gute Hirte wirkt. Für uns Christen wird Jesus Christus der gute Hirte, der sich kümmert bis zur Selbsthingabe am Kreuz und aufersteht, damit wir neu leben.
Jesus benennt  die Verfehlungen amtierender  sowie selbst ernannter Hirten: 
 Missbrauch, mangelnde Fürsorge  und Verantwortung denen gegenüber, die ihnen anvertraut sind, Selbstbezogenheit auf die eigene Person, Sicherung der eigenen Verhältnisse.
Sich selber weiden, das lässt Er nicht mehr zu, gegen dieses schlechte Hirtenamt geht er vor. Er weidet mit Recht „wie es recht ist“.
Jesus weidet mit seiner Gerechtigkeit, die alle menschliche Gerechtigkeit in den Schatten stellt, weil sie geprägt ist von Barmherzigkeit. Der gute Hirte weidet barmherzig, er vergibt, holt zurück, heilt, stärkt, schenkt Vertrauen und eröffnet Gemeinschaft, er schenkt die Fülle des Lebens.
Aber  er benennt auch die Gefährdung, die das Hirtenamt in sich trägt.
Wehe denen, die sich selbst weiden.
Wie ein Hirtenamt ausgefüllt wird, entscheidet sich am Maßstab Jesu, der Gerechtigkeit und Lebenszusage Gottes, die allen “Schafen” zugesagt ist. Die Qualität des Hirtenamtes orientiert sich am Mut mit dem gewohnten Muster und Vorstellungen durchbrochen werden.
In der Frage nach rechtem Hüten und Leiten, nach Freiheit und Verantwortung zulassen und Vertrauen schenken, kommen auch diese Hirten unserer Tage an ihre Grenzen und bleiben angewiesen auf Gottes Barmherzigkeit. Es ist die österliche Gotteserfahrung, die den Mut gibt, Muster zu durchbrechen  und Neuanfänge zu wagen.
Ob das alle bemerken in ihrem Hirtenamt in Kirche und Gesellschaft?
Das bleibt für mich eine grundsätzliche Anfrage an das Hirtenamt unserer Tage.
Amen.