02/07/2024 0 Kommentare
Empfang im Bundespräsidialamt zu Ehren des 125. Geburtstages von Hilda Heinemann
Empfang im Bundespräsidialamt zu Ehren des 125. Geburtstages von Hilda Heinemann
# Aktuelles
Empfang im Bundespräsidialamt zu Ehren des 125. Geburtstages von Hilda Heinemann
Pfarrerin Nora Rämer und Thomas Finger auf der Treppe des Bundespräsidialamtes bei dem Empfang zum 125. Geburtstages von Hilda Heinemann
Als noch niemand daran dachte, setzte sich Hilda Heinemann für behinderte Menschen ein. Die deutsche First Lady der frühen 1970er Jahre erregte manchen Anstoß mit ihrem unkonventionellen Auftreten. Längst weiß man, wie richtig und wegbereitend ihr Handeln für die Inklusion war.
Am Montag ehrten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender sie im Schloss Bellevue zu ihrem 125. Geburtstag mit einer Matinee. Gekommen waren Freunde und Angehörige von Hilda Heinemann, darunter ihre Enkelin Christina Rau, die als Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau ebenfalls gezeigt hat, wie viele Gestaltungsmöglichkeiten das inoffizielle Amt einer First Lady haben kann.
[...]
Als Hilda Heinemann [...] lebte nach dem Motto: „Man erreicht nur etwas im Leben, wenn man es versteht, bewusst unbequem zu sein.“
In ihrer Begrüßungsansprache zitierte Elke Büdenbender aus einem Nachruf über Hilda Heinemann, in dem stand: „Sie hat sich freiwillig und mit viel Phantasie einen Haufen Arbeit gemacht.“ Vor allem habe sie es verstanden, vielen Menschen eine Stimme zu geben, denen damals nur ein Platz am Rande der Gesellschaft zugestanden worden sei.
"Sie brach Regeln mit innerer Überzeugung und manchmal auch mit Vergnügen"
[...]
Sie habe kein Problem damit gehabt, mit Obdachlosen zu sprechen, mit Strafgefangenen, mit Drogenabhängigen und vor allem mit behinderten Menschen.
[...]
Heinemann kämpfte für Gerechtigkeit und Humanität
Wie ihr Mann Gustav Heinemann pflegte Hilda Heinemann ein Bürgerverständnis, das sich nicht an Bildungsabschlüssen orientierte. Lehren aus der Zeit des Nationalsozialismus machten sich in der Wahrnehmung von behinderten Menschen damals durchaus noch bemerkbar. Hilda Heinemann nutzte ihren Einfluss, um mehr Gerechtigkeit und Humanität zu erreichen.
Sie wollte der Ausgrenzung und Benachteiligung ein Ende bereiten. Allerdings gab es zum Teil erhebliche Widerstände gegen die von ihr tatkräftig unterstützten Wohnstätten für Erwachsene mit Behinderungen. Bevor sie 1972 das bundesweit erste Wohnstättenwerk für Erwachsene mit geistigen Beeinträchtigungen in Dahlem eröffnete, mussten Betroffene teils in Siechenheimen und Obdachlosenunterkünften leben.
An einer Podiumsdiskussion zum Thema „Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft“ nahm auch der Schauspieler Stefan Urbanski teil, der als erstes Mitglied mit Down-Syndrom 2019 in den Vorstand der Lebenshilfe berufen wurde. Zum Theater RambaZamba kam er über seine Liebe zum Puppenspiel. Er wünsche sich, „dass Politiker mehr mit Behinderten reden sollten, was sie überhaupt wollten und leisten könnten“, sagte er.
Andrea Schönfisch, die in der Personalabteilung der Mosaik-Werkstätten arbeitet, berichtete, dass es auch heute noch Erfahrungen von Ausgrenzung gibt – in ihrem Fall, als als sie sich bei einem Pharmaunternehmen beworben habe. Das Gespräch sei gut gelaufen bis zu dem Punkt, an dem sie ihre Behinderung erwähnte. Für die Zukunft wünscht sie sich mehr Chancen, um zu zeigen, was in ihr steckt, zum Beispiel durch Praktika oder Probearbeit.
„Wir können mehr, als viele denken", sagte auch Stefan Urbanski. Er freut sich darauf , dass er bald mit seiner Freundin in eine Wohnstätte der Lebenshilfe in der Utrechter Straße zusammenzieht. Dort würden auch neue Freundschaften geknüpft. „Sie ist und war eine Lebenshelferin“, sagte er über Hilda Heinemann.
Elisabeth Binder
Pfarrerin Nora Rämer mit Christina Rau, der Enkelin von Hilda Heinemann
Kommentare