02/07/2024 0 Kommentare
Abschied von Pfarrer Bertram Tippelt
Abschied von Pfarrer Bertram Tippelt
# Aktuelles
Abschied von Pfarrer Bertram Tippelt
Pfarrer Bertram Tippelt ist am 15. Mai verstorben. Von 1998 bis zum 31. Dezember 2020 war er Pfarrer der katholischen St. Dominicusgemeinde. In dieser Zeit hat er mit großem persönlichen Engagement die ökumenische Gemeinschaft mit unseren evangelischen Gemeinden in der Region gefördert und dazu beigetragen, dass die Ökumene von vielen Menschen getragen und gelebt wird. Durch ihn hat sich das Netzwerk der vielen gemeinsamen Veranstaltungen verstärkt. Dazu gehören die Gottesdienste am Weltgebetstag, am Pfingstmontag und zum Reformationsfest, die ökumenischen Gesprächsabende, aber auch der gemeinsame Tisch bei der „längsten Kaffeetafel“ im September und der Martinsumzug. In den vergangenen Jahren fand der „lebendige Adventskalender“ nicht nur vor den Kirchen sondern auch im Foyer der Gropius Passagen statt, wo mehrere hundert Menschen mit uns Adventslieder sangen. Und in den Vorabendmessen im Rahmen des „Offenen Neukölln“ haben unsere Gemeinden gegen Rassismus und rechte Gewalt und für eine offene und tolerante Gesellschaft Stellung bezogen.
Dieses Geflecht der gemeinsamen Arbeit hat dazu geführt, dass wir heute nicht mehr von „Kirchen“, sondern von der „Kirche in der Gropiusstadt“ reden. Bertram Tippelt hat die ökumenische Arbeit zu seiner Aufgabe gemacht und uns immer zu verstehen gegeben, dass wir willkommen sind – auch am Abendmahlstisch. Ohne sein großes persönliches Engagement, seine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit uns evangelischen Geschwistern und seine Einsicht in die Bedeutung der Ökumene in der säkularen Gesellschaft wäre das nicht denkbar gewesen. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet! Wir wissen ihn in Gottes Liebe geborgen und von seiner Krankheit erlöst. Und wir hoffen, dass sein Geist in unserer ökumenischen Gemeinschaft weiterlebt.
Pfarrer i.R. Andreas Schiel
Lesen Sie einen persönlichen Nachruf auf Pfarrer Bertram Tippelt:
Lieber Bertram, ein herzlicher Dank und „vergelts Gott“!
„Vom Protestantismus lernen, heißt siegen lernen.“ Wie oft habe ich diesen Spruch von Bertram Tippelt gehört. Und jedesmal habe ich mich gefragt: Will er mich auf den Arm nehmen, oder meint er es ernst? Wahrscheinlich war beides der Fall. Alle, die ihn kannten, wussten um seinen Humor. Und bei diesem Spruch war auch noch ein Schuss DDR-Ironie dabei. Hat der Protestantismus also etwas mit der untergegangenen Sowjetunion gemein? Schwer zu sagen.
Andererseits habe ich keinen katholischen Pfarrer erlebt, der so aufrichtig daran interessiert war, sich mit uns evangelischen Geschwistern auszutauschen und das Beste voneinander zu lernen. So war er durchaus angetan von der Art, wie unsere Gemeindefusionen gelangen, etwa zwischen Gropius Süd und Martin Luther King. Immer wieder erwuchsen daraus spannende Diskussionen und die Erkenntnis, dass niemand von uns die Wahrheit „gepachtet“ hat, sondern dass wir voneinander lernen können und sollten. Nirgendwo wurde das so deutlich wie bei den Predigten zum Reformationsfest, die er seit etlichen Jahren in der Martin-Luther-King-Kirche hielt. Ein katholischer Pfarrer am Reformationstag in einer evangelischen Kirche, man stelle sich das vor! Aber jedesmal war seine Predigt ein Gewinn für uns ProtestantInnen. 2019 meinte ich, wenn er uns immer das Reformationsfest „erkläre“, dann müsste ich auch einmal die Gelegenheit bekommen, zu Allerheiligen in St. Dominicus zu predigen. Das war für ihn überhaupt kein Problem. Voneinander lernen und gemeinsame Schritte wagen, das war für ihn wichtig. Das wurde auch 2017 deutlich beim „Kanzeltausch“, als wir reihum in den Gemeinden predigten. Für 2020 hatten wir es uns wieder vorgenommen. Leider ist es wegen Corona nicht dazu gekommen.
Für Bertram Tippelt war das Wort von der „versöhnten Verschiedenheit“ keine Floskel für Sonntagsreden, sondern gelebte Realität. So war er die treibende Kraft, dass aus dem Logo „Kirchen in der Gropiusstadt“ „Kirche in der Gropiusstadt“ wurde. Er hat begriffen, dass wir als christliche Kirchen in einer säkularen Umgebung wie der Gropiusstadt nur eine Chance haben, unsere Botschaft zu verbreiten, wenn wir es gemeinsam tun und uns nicht im Hickhack kleinteiliger Glaubensunterschiede zwischen katholisch und evangelisch auseinander dividieren. Deshalb lag ihm sehr viel an Veranstaltungen wie dem Martinsumzug und dem Adventsliedersingen in den Gropius Passagen, weil wir dort als Kirche mitten in der Gropiusstadt sichtbar sind.
Wenige Tage vor seinem Tod hat er gesagt: „Der liebe Gott braucht mich.“ Vielleicht braucht Gott ihn für eine ökumenische Gesprächsrunde. Da sitzt er nun im angeregten Gespräch bei einer Pizza und einem Bier, so wie wir es die letzten Jahre getan haben. Für mich ist das ein tröstlicher Gedanke!
Lieber Bertram, herzlichen Dank und „vergelts Gott“! Dein Andreas
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