Abschied und Rückblick von Pfarrerin Karin Singha-Gnauck

Abschied und Rückblick von Pfarrerin Karin Singha-Gnauck

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# Aktuelles

Abschied und Rückblick von Pfarrerin Karin Singha-Gnauck

„Lobe Gott, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe Gott, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Liebe Leserinnen und Leser,

wie oft hat mich dieser Spruch begleitet! Wie oft konnte ich in unserer Gemeinde und unserem Zentrum Gutes sehen und selber erfahren!

Bis Anfang diesen Jahres war unser Zentrum Dreieinigkeit ein Ort, an dem sich Menschen von Jung bis Alt begegnen, mit einander reden, essen, Lebensmittel erhalten, singen, musizieren, Bibel lesen, beten, Theater aufführen, Karten spielen, trauern, eine Kerze anzünden, Feste feiern, sich trauen, sich taufen lassen … Und auch jetzt ist trotz der Einschränkungen durch die Pandemie diese Lebendigkeit zu erleben. Dafür bin ich sehr dankbar und weiß, dass dies ganz und gar nicht selbstverständlich ist. 

Mit dem Zusammenwirken von Kirchengemeinde, Diakonie und Kita sowie durch das Gemeindecafé haben wir es erreicht, dass die Räume nicht mehr leer stehen und nur von wenigen benutzt wurde. Dreieinigkeit definiert nicht, wer gehört zu wem — alle sind willkommen. Auch die Menschen der Umgebung, ob sie hier wohnen, arbeiten oder zu Besuch sind. Alle, die wollen, gehören dazu. Alle, so unterschiedlich wir nun einmal sind. Das ist etwas, was mir hier so gefällt. 

Selbst die Reibereien des Alltags mag ich, die nun einmal überall vorkommen, wo Menschen zusammen sind. Denn sie zeigen, dass es nicht darum geht, „gut“ zu sein, sondern darum, eine Gemeinschaft zu sein, die sich dafür einsetzt, dass es möglichst vielen gut geht. 

Ebenso ist auch ‚die Inklusion‘ (das Zusammenwirken von Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten) kein Ideal geworden und ist nicht zum Aushängeschild verkommen, sondern wird im Alltag barrierefrei und mit Hindernissen gelebt — mit dem reichen Segen, den wir alle dadurch erfahren. 

Besonders schätze ich das Engagement der zuverlässigen und sehr engagierten Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. Dadurch haben wir fantastische Feste gefeiert, einen lebendigen Alltag gestaltet und viele Menschen unterstützt.

Und auch in der Zeit der extremen Schutzmaßnahmen vor der Verbreitung von Covid-19 haben wir im hauptamtlichen Team mit der GKR-Vorsitzenden sehr eng zusammen gearbeitet. Danke für die Bewältigung dieser besonderen Zeit! Und am Herzen liegt mir die wohltuende und fruchtbare Zusammenarbeit mit meiner Kollegin, Nora Rämer. Danke für unsere Gespräche auf Augenhöhe, die gegenseitige Wertschätzung unserer Stärken und die Annahme dessen, was nicht gelingt.

Es fällt mir nicht leicht, von Euch und Ihnen allen wegzugehen; ist mir Dreieinigkeit doch zu einem Lebensmittelpunkt geworden. Und die vielfältigen Beziehungen haben mich geprägt. Danke allen für diese wunderbare Zeit!

„Lobe Gott, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Auf-das-Gute-Sehen hat mich auch in der Anfangszeit getragen, die nicht einfach war. 2001 kam ich nach Dreieinigkeit. Als Neuling erlebte ich eine in zwei Bereiche aufgeteilte Gemeinde. Die große Blütezeit schien zu Ende zu sein und es wurde den alten Zeiten nachgetrauert. 

Mit dem Gemeinde-Entwicklungs-Ausschuss suchten wir nach neuen Wegen. „Nach innen und nach außen wachsen“ schlug die damalige GKR-Vorsitzende ein Ziel vor, das wir oft im Munde führten. Quantitativ haben wir dies nicht erreicht. Und trotzdem hat sich in meinen Augen dieser Spruch bewahrheitet. Die Gemeinde hat durch das Zentrum Dreieinigkeit eine Ausstrahlungskraft in den Kirchenkreis und in die Gesellschaft hinein. Und in der Gemeinde sind wir zusammengewachsen; alle wichtigen Veränderungen haben wir mit vielen gemeinsam besprochen und letztendlich einstimmig beschlossen. Wir stehen tief verwurzelt im Glauben und halten zusammen; das haben gerade auch die schwierigen Wochen der letzten Zeit gezeigt.

Noch einmal komme ich auf meine Anfangszeit in Dreieinigkeit zurück. Da war mir ein Hinweis eines Kollegen der Nachbargemeinde grundlegend: „Wenn die Pfarrer und Pfarrerinnen einer Gemeinde zerstritten sind, schadet das der ganzen Gemeinde.“ Deswegen war es mir ein wichtiges Anliegen, mit meinem Kollegen kollegial zusammen zu wirken. So unterschiedlich wir waren, haben wir beide immer mehr zu einander gefunden. 17 Jahre habe ich mit Thomas Spiegelberg die Gemeinde geistlich geführt.  In der Theologie, Spiritualität und Mystik haben wir unsere Gemeinsamkeiten gefunden. Wir suchten danach, beide Gemeindebereiche zusammenwachsen zu lassen. Insofern wollten wir beide für die gesamte Gemeinde da sein und uns nicht mehr auf Orte festlegen lassen. Danke, Thomas, für diese gemeinsamen Jahre und das Vertrauen!

Unser gemeinsames Anliegen war, das geistliche Profil der Gemeinde zu vertiefen. In diesem Zuge haben wir die Dreieinigkeitskirche umgestaltet und ihren spirituellen Charakter gestärkt.


An der wichtigsten Veränderung haben sehr viele mitgewirkt. Sie gründete auf dem guten Zusammenspiel von verschiedenen starken Teams: ein toller GKR, ein intensiver Austausch unter uns Hauptamtlichen, viele Gespräche mit engagierten Ehrenamtlichen und als Mitgründerinnen kompetente Partner*innen in der Diakonie und der Kita. Das Zentrum Dreieinigkeit haben wir 2006 gegründet. Mit einigen Umbauten haben wir einen Ort geschaffen, an dem wir unsere Räumlichkeiten gemeinsam nutzen und auch vieles zusammen veranstalten. Hier erlebe ich, wie sich die unterschiedlichen Fähigkeiten und Ressourcen der Institutionen ergänzen und unterstützen. Im Reformprozess unserer Landeskirche wurde die Zusammenarbeit in Dreieinigkeit mit einem Videoclip als gutes Beispiel dargestellt. Was für eine Auszeichnung.

Und das Gute ist, dass das Zentrum weiter auf dem Weg ist und weiterentwickelt wird. Neue Projekte sind in der Überlegung. Und das große Vorhaben, das Wohnstättenwerk baulich zu ‚erneuern‘ und zu erweitern, wird dank finanzieller Unterstützung der Lottostiftung im nächsten Frühling beginnen.

Uns lag immer daran, beide Standorte zu profilieren. Die Philipp-Melanchthon-Kapelle nehme ich als einen besonderen Ruhepunkt unseres Zentrums Dreieinigkeit wahr. So schmerzlich die Aufgabe des Gemeindehauses war, so sinnvoll war sie. Durch die Umgestaltung der Kapellenräume haben wir alle gewonnen. Lange haben wir gewartet und uns dann sehr gefreut, dass wir unsere neue Nachbarin, das Ricam-Hospiz, begrüßen konnten. Die ersten Begegnungen haben stattgefunden, als dann die Corona-Maßnahmen alles lahm legten. Doch die bisherigen Kontakte versprechen schon Gutes. Möge diese Nachbarschaft für die kommenden Jahre gesegnet sein!

Auch die nachbarschaftlichen Beziehungen zur Gropiusstadt werden sich intensivieren. Als 1999 der Kirchenkreis die Regionen gebildet hatte, waren die ökumenischen Aktivitäten von Dreieinigkeit mit der Gropiusstadt nicht berücksichtigt worden. Doch mir waren sie sehr kostbar. Die monatliche PfarrRunde in der Pizzeria war mir ein wichtiger kollegialer Austausch. Und auch die ökumenische Bibellese und Gesprächsabende, die Feste und ökumenischen Gottesdienste waren mir ein Herzensanliegen.  

Regional sind wir auch auf einem guten Weg. In der Corona-Zeit haben wir Video-Gottesdienste zusammen gestaltet. Auch die Fahrradtour zu unserem Ausflugsgottesdienst in Selchow zeigte, wie mittlerweile selbstverständlich unsere Zusammenarbeit angenommen wird. Dies wird beiden Gemeinden auch in den kommenden Jahren Halt geben.

„Lobe Gott, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Viel gibt es zu erzählen: Von den vielfältigen Gottesdiensten mit Ihnen und Euch, die mir sehr kostbar waren. Von der Konfirmandenzeit, den jährlichen Reisen und den Workshops mit den ‚Konfis‘, den verschiedenen Teamern, Trinity und dem Wohnstättenwerk - herzlichen Dank für die tatkräftige Unterstützung!

Von den vielfältigen Festen und Basaren, den Seniorenkreisen, 55plus bzw. Uhus aktiv, dem gemeinsamen Bibellesen, dem Besuchsdienstkreis und dem jahrelangen Engagement!  Von der wunderbaren Kirchenmusik und den Chören in Gottesdiensten, Konzerten und Videos. Von den unterschiedlichen Kreisen, den Kreisleitungen, Laib und Seele, der Kleiderkammer, dem Gemeindecafé und den Beauftragten für die vielfältigen Bereiche im Zentrum. Stellvertretend für all die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden sei Karsten Böhm erwähnt, der sowohl in seinen Leitungsaufgaben eng mit mir zusammenwirkte wie auch alle Herausforderungen im gesamten Zentrum leidenschaftlich annahm.

Dankbar kann ich erzählen von den Begegnungen mit den Mitarbeiter*innen der Kitas in der Lipschitzallee sowie damals im Orchideenweg. Vom Segen der Bewohner*innen und Mitarbeitenden des Wohnstättenwerks. Von den Besuchen in den Seniorenhäusern. Von den Gesprächen bei Ihnen zu Hause und im Garten. Von der Fahrt nach Israel/Palästina.

Als ich für drei Jahre stellvertretende Superintendentin wurde, musste ich schon manches in der Gemeinde sein lassen. Jetzt werde ich Aufgaben außerhalb unseres Kirchenkreises erhalten. Es zieht mich in den Campus Daniel, ein Bildungszentrum in Wilmersdorf, wo die Erfahrungen hier im Zentrum Dreieinigkeit eine gute Grundlage für das dortige Wirken sind.

Herzlich danke ich Euch und Ihnen allen für die vielfältigen Begegnungen, das gemeinsame Engagement und das Vertrauen, dass in uns der barmherzige Gott wirkt und uns zum Segen für unsere Umgebung werden lässt.

„Lobe Gott, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe Gott, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Zutiefst erfüllt und reich beschenkt werde ich aufbrechen.

Bleiben Sie behütet, gesegnet und getragen von Gottes Liebe

Ihre Pfarrerin Karin Singha-Gnauck

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